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op-online.de 19.01.2019

Fan, Funktionär, Vorbestrafter

Thomas Kalt und der Crash des Lebens

Offenbach - Der 7. Juni 2013 und vor allem der 12. September 2018 haben das Leben von Thomas Kalt nachhaltig verändert. Mit dem Insolvenzantrag der Offenbacher Kickers setzte sich ein Prozess in Gang, an dessen Ende der langjährige OFC-Funktionär als Vorbestrafter das Darmstädter Landgericht verließ. Von Jörg Moll

Thomas Kalts Aufstieg vom Fan zum Fußball-Funktionär und der harte Fall gewähren tiefe Einblicke in das Paralleluniversum Profifußball. Am 12. September war der 56-Jährige vor dem Landgericht Darmstadt zu einer Bewährungsstrafe von eineinhalb Jahren und 10.000 Euro Bewährungsauflage wegen Verstoßes gegen das Kreditwirtschaftsgesetz, Betrug und Insolvenzverschleppung verurteilt worden. Sein langjähriger Wegbegleiter Jörg Hambückers kam etwas milder davon. Der frühere Finanzbuchhalter, dem zudem Steuerhinterziehung nachgewiesen wurde, erhielt 15 Monate auf Bewährung und 5000 Euro Auflage.

„Das bleibt auf ewig haften“, sagt Kalt, und das auf vielen Ebenen. Es ist leicht aufzuzählen, aber schwer auszumachen, was ihm am meisten zusetzt. Vor Gericht legte er ein umfassendes Geständnis ab, das der Vorsitzende Richter Marc Euler als authentisch und glaubwürdig einstufte und würdigte. Finanziell war sowohl die Insolvenz wie auch das juristische Verfahren teuer. Auf 500.000 Euro schätzt Kalt den persönlichen Verlust daraus ein. Im Zivilverfahren hatte Insolvenzverwalter Dr. Andreas Kleinschmidt 100.000 Euro Schadenersatz von Kalt erstritten, 15.000 Euro musste Hambückers zahlen.

Viel schwieriger ist die mentale und emotionale Aufarbeitung. Kaum ein anderer definierte sich so über Kickers Offenbach wie Kalt. „Ich war 44 Jahre beim OFC - und seit 2012 nie mehr da“, sagt er. Oft genug hatte er seine gesamte Familie für seinen Herzensklub eingespannt. „Der OFC war gewissermaßen unser Familientreffen, oft haben wir uns nur im Stadion gesehen.“

Frank Ruhl: „Sehr gute Verkäufer“

Kalts Motivation war von der Vision beseelt, den OFC wieder auf die bundesdeutsche Fußball-Landkarte zurückzubringen. „Aber ich war stets getrieben“, sagt er im Rückblick: „Ich bin ein Vereinssoldat, ich wollte nicht kneifen. Ich wollte immer den Wünschen aus dem Vereinsumfeld gerecht werden.“ Antriebsfeder war wohl auch die eigene Sehnsucht, immer höher, immer weiter zu kommen, der Drang, den OFC zu altem Glanz zu führen. Das gelang zuweilen, aber der Preis war oft viel zu hoch. In seiner Ära - seit 2000 als Vizepräsident, von 2010 bis 2012 als GmbH-Geschäftsführer - spielten die Kickers drei Jahre in der 2. Liga, von 2005 bis 2008. Vom Last-Minute-Abstieg in Osnabrück im Mai 2008 erholte sich der Klub aber nie mehr.

Der anvisierte Wiederaufstieg misslang immer wieder, trotz aller finanzieller Anstrengungen, trotz Überanstrengungen. Finanziert wurden die ebenso kühnen wie gewagten Bestrebungen vor allem durch Marketingmaßnahmen, die der „sehr gute Verkäufer“ (Ex-Präsident Dr. Frank Ruhl) Kalt initiierte. „Ein Verein zum Leben“ war nach der Wahl zum Vizepräsidenten im Jahr 2000 an der Seite von Ex-Profi Dieter Müller eine der ersten kreativen Ideen, Geld in die chronisch klammen Kassen zu spülen, und rettete den damals wieder einmal überschuldeten OFC. Später folgten die TV-Erlösbeteiligungen - und schließlich die verhängnisvollen Investorenverträge. Verhängnisvoll deshalb, weil Kalt und Hambückers versäumt hatten, die Zertifikate von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) absegnen zu lassen und sogar Warnhinweise der Behörde ignorierten. Sie hatten hohe Zinsen versprochen, im Verkaufsprospekt stand nichts vom möglichen Totalverlust. Im Strafprozess 2018 sah der Richter deshalb den Tatbestand des Betrugs als erwiesen an.

„Ich bin kein misstrauischer Mensch“

„Vorsprung durch Vertrauen“ war in Kalts Auto-Lacke-Vertrieb ein lange gültiger Slogan. Im Stahlbad Profifußball funktionierte diese Prämisse nur bedingt. „Mein einziger Vertrauter war Jörg (Hambückers)“, räumt Kalt ein. Präsident Dieter Müller hatte er vor Gericht ein einziges Mal öffentlich angegriffen. „Wenn man ehrlich ist, hat er ja nichts gemacht“, hatte Kalt gesagt. Dem Ex-Nationalspieler hat das gar nicht gefallen. „Ich möchte keine schmutzige Wäsche waschen“, sagt Müller: „Aber Thomas hat alles alleine machen wollen.“ Kalt habe ein starker Gegenpol gefehlt, so Müller: „Ich war das nicht, weil ich nie Machtmensch sein wollte.“

Hambückers war weit mehr als ein Finanzbuchhalter, er war oft Kalts Statthalter, wenn dieser seine Firma in Cottbus führte und den OFC aus der Distanz betreute. „Man kann aber kein Unternehmen dieser Größenordnung aus 650 Kilometern Entfernung führen“, übte Richter Euler in der Urteilsbegründung Kritik und verwies auf fehlende Professionalität auf der Geschäftsstelle.

„Ich bin kein misstrauischer Mensch“, rechtfertigt Kalt seine Lebenseinstellung. Doch in Offenbach musste er feststellen, dass gesundes Misstrauen hilfreich gewesen wäre. Kalt glaubte noch lange nach der Insolvenzanmeldung, dass der OFC 4,4 Millionen Euro Verbindlichkeiten hatte. „Das Controlling hat gefehlt“, konstatiert Kalts schärfster Kritiker Dr. Frank Ruhl. Erst ein selbst in Auftrag gegebenes Gutachten brachte die Gewissheit, dass die Lage viel schlimmere Ausmaße hatte als angenommen oder durch Hambückers errechnet.

Einige Wochen nach dem Urteilsspruch suchte Kalt den Kontakt zu seinem einstigen Rivalen und schärfsten Kritiker Ruhl. 2012 war er zurückgetreten, weil er sich vom späteren Präsidenten diskreditiert gefühlt hatte. „Bevor mich jemand vom Hof jagt, gehe ich lieber selbst“, hatte Kalt nach seiner Demission als Geschäftsführer erklärt.

„Er hat sich bei mir entschuldigt und mir in vielen Dingen recht gegeben“, bestätigt Ruhl das Telefongespräch. Der Ex-Präsident, von Kalt einst in den Senatorenkreis berufen, ist heute einer von zwei Großgläubigern der Kickers neben dem langjährigen Schatzmeister Thomas Röder. Gerade hat sich Ruhl mit dem Verein geeinigt und 24,5 Prozent Anteile an der Profi GmbH erhalten. „Ich bin Thomas Kalt nicht mehr böse und würde ihm sicher die Hand geben“, stellt Ruhl klar. Längst nicht jeder aus dem OFC-Umfeld schlägt - aus durchaus nachvollziehbaren Motiven - derart versöhnliche Töne an. Kalt weiß das und verzichtet daher auf einen Gang in das Stadion, für dessen Bau er wie kein Zweiter steht, das er seit 2012 aber nie mehr betreten hat.

Vor Gericht räumte Kalt offen ein, dass es einige Szenarien gegeben habe, früher die Reißleine zu ziehen. Doch stets habe den Marathonläufer ein Satz zum Weitermachen getrieben: „Wir schaffen das alles, habe ich stets geglaubt.“ Heute denkt er differenzierter darüber. „Ich hätte 2008 nach dem Zweitliga-Abstieg aufhören sollen“, sagt er. Und warum machte er weiter? Trieben ihn gar manische Motive an? „Das würde ich nicht sagen, ich nenne es Verantwortungsbewusstsein.“ Das gleiche Motiv bewegte ihn 2010 dazu, Geschäftsführer der OFC Profi GmbH zu werden. Er stellte sich nach dem Abstieg den Problemen der 3. Liga. Deren wirtschaftliche Tragfähigkeit zweifelt er auch nach seiner Zeit bei Rot-Weiß Erfurt („Ich habe das gemacht, weil mir der Fußball gefehlt hat und ich dachte, dass mein Fachwissen nicht einfach so verloren gehen darf“) an. „Ohne Investor“, ist Kalt überzeugt, „geht es unterhalb der 2. Liga nicht mehr.“

Ausgeschlossen ist für ihn eine Rückkehr in verantwortlicher Position im Fußball. „Das ist vorbei“, betont Kalt. Dafür war der Crash des Lebens am 12. September 2018 zu gravierend.

 

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Sobotzik: „Die Eintracht ist ein Verein, für den ich mehr empfinde“

Von Nadine Peter -

 

Thomas Sobotzik trug viele Jahre das Eintracht-Trikot. Insgesamt stand er für die Hessen 103 Mal auf dem Platz und erzielte 26 Tore für sie. Beinahe hätte er nun die Nachfolge von Heribert Bruchhagen als Sportvorstand bei der SGE angetreten. Im Interview mit SGE4EVER.de blickt der heute 41-Jährige auf seine bewegte Karriere bei den Frankfurtern zurück und erklärt unter anderem, warum er im Sommer 2001 aussortiert wurde und was er Niko Kovac und Fredi Bobic in der kommenden Saison zutraut.

SGE4EVER.de: Wie beurteilst du die bisherige Kaderplanung für die kommende Saison?
Thomas Sobotzik: Die Richtung ist klar erkennbar mit relativ preiswerten jungen Leuten, die Entwicklungs- und möglicherweise auch Wertsteigerungspotenzial haben. Nach einigen Testspielen in der Vorbereitung kann man nicht seriös beurteilen, ob das sportlich aufgeht. Ohnehin schließt die Transferliste erst Ende August, sodass sicher noch die eine oder andere Verstärkung kommen wird. Ich hoffe natürlich auf eine sorgenfreie Saison, denn allzu oft sollte man das Schicksal nicht so herausfordern wie zuletzt.

Was hältst du von Trainer Niko Kovac?
Niko Kovac hat in der vergangenen Saison super Arbeit geleistet. Da ging es vorrangig darum, die Katastrophe Abstieg zu vermeiden. Jetzt sind mehr gestalterische Fähigkeiten gefragt, denn es geht darum, ein stabiles Team aufzubauen, das nichts mit den hinteren Plätzen zu tun hat und entwicklungsfähig ist.

Du warst mit Fredi Bobic in der letzten Entscheidungsrunde als es um die Besetzung des neuen Sportvorstandes ging. Warum hat man sich am Ende gegen dich entschieden?
Diese Frage möchte ich nicht wirklich beantworten, denn alles, was im Zuge dieses Prozesses besprochen wurde, sollte von allen Beteiligten sehr vertraulich behandelt werden. Ich gratuliere Fredi zu dieser großen Herausforderung und drücke ihm die Daumen, dass er diesen fantastischen Traditionsverein wieder nach vorne bringen kann.

Aber du hättest damit glänzen können, dass du den Verein sehr gut kennst und hättest wohl auch mehr Vorschusslorbeeren vom Umfeld erhalten.
Natürlich wäre es für mich am Anfang leichter gewesen und ich hätte es auch sehr gerne gemacht. Wir sollten jetzt aber nicht mehr zurück, sondern nach vorne schauen. Es geht hier nicht um einzelne Personen, sondern um das Wohl und die Zukunft unserer Eintracht.

Das Bewerbungsverfahren für den Sportvorstand hat sich über ein halbes Jahr hingezogen, in dem du dem Aufsichtsrat wahrscheinlich ein schlüssiges Konzept für die Weiterentwicklung des Vereins vorgelegt hast. Welche Rolle hat darin die Ausrichtung des Leistungszentrums beziehungsweise der Nachwuchsarbeit gespielt?
Eine sehr zentrale, denn meiner Ansicht nach haben wir hier in Frankfurt schon alleine aufgrund der räumlichen sowie gesellschaftsrechtlichen Trennung zur Eintracht Frankfurt Fußball AG große Herausforderungen zu meistern. Die Jugendabteilung der Eintracht hat eine besondere Historie mit einigen deutschen Meisterschaften – ich selbst bin 1991 deutscher Meister mit der B-Jugend geworden – der B- und A-Jugend sowie vielen herausragenden Spielerpersönlichkeiten, die man hier ausgebildet hat. Für die Identifikation eines Traditionsvereins gibt es nichts Schöneres, als möglichst viele Eigengewächse im Profikader zu haben.

Wie beurteilst du in diesem Zusammenhang die Abmeldung der U23?
So, wie diese Mannschaft in den Jahren vor der Abmeldung konzipiert war, hat es in der Tat keinen Sinn gehabt, dies auf diese Weise fortzuführen. Da diese Entscheidung auf Jahre nicht zu revidieren ist, macht es auch hier keinen Sinn mehr, zurückzublicken. Nun geht es darum ein Konzept zu entwickeln und umzusetzen, mit dem man das Fehlen der U23 kurzfristig kompensieren kann.

Einen Großteil deiner aktiven Fußballerkarriere hast du in Frankfurt verbracht. Was ist rückblickend der schönste Moment aus dieser Zeit?
Davon habe ich viele. Angefangen von der deutschen Meisterschaft mit der U16. Das war die vorletzte deutsche Meisterschaft einer B-Jugend in Frankfurt. Das war ganz klar das erste Highlight. Dann gibt es ein paar Erlebnisse, die hängen geblieben sind, weil sie hochemotional und etwas Besonderes waren, das man so oft nicht erlebt. Da ist zum Beispiel der unerwartete Aufstieg unter Horst Ehrmantraut zu nennen, mit einer schrägen Truppe und einem sehr besonderen Trainer. Dann natürlich der sensationelle Klassenerhalt 1999 mit Jörg Berger. Und auch der 2000 mit Felix Magath, der immer so ein bisschen in Vergessenheit gerät, aber eigentlich von der Leistung in der Rückrunde her noch viel spektakulärer war als 1999.

Und dann war da noch dein Tor gegen Bayern München im Oktober 1998…
Ja, das war ein 1:0 zu Hause gegen die Bayern, bei dem ich das Siegtor geschossen habe. Klar, das war auch etwas Besonderes. Noch nicht einmal für mich direkt. Aber ich bin damit medial konfrontiert worden und wurde sogar ins „Aktuelle Sportstudio“ eingeladen – wegen eines Tores gegen die Bayern. Das ist eigentlich Banane. (lacht)

Kannst du nach all diesen emotionalen Momenten heute behaupten, dass die Eintracht, trotz drei Wechsel deinerseits, immer deine fußballerische Heimat war?
Frankfurt ist zweifellos zu meiner zweiten Heimat geworden, nachdem ich bis zu meinem zwölften Lebensjahr in Oberschlesien aufgewachsen bin. Ich habe hier schon in der Jugend gespielt, bin Jugendnationalspieler und deutscher Meister in der Jugend geworden. Bei der Eintracht habe ich meinen ersten Lizenzspielervertrag unterschrieben und mein erstes Profispiel gemacht, die schönsten Erfolge gefeiert und einfach eine tolle Zeit gehabt. Daher habe ich bis heute eine ganz besondere Verbindung zur Eintracht, die auch ewig bleiben wird. Zu keinem meiner neun Vereine, bei denen ich gespielt habe, habe ich annähernd so eine Beziehung. Ich habe auch zwei Dauerkarten in Frankfurt und bin mit meinem Sohn als Fan so oft es geht im Stadion. Die Eintracht ist ein Verein, für den ich mehr empfinde, als für einen Klub, für den ich einfach eine Weile gekickt habe.

Du bist mit deiner Familie, wie gesagt, als Teenager nach Frankfurt gekommen. Wie bist du dann bei der Eintracht gelandet?
Wir haben zehn Monate in Griesheim in einem Übergangslager für Spätaussiedler gewohnt und ich habe schon sehr bald bei der Eintracht in der C-Jugend gespielt. Ich bin einfach zum Riederwald gefahren und habe den damaligen Trainer der C-Jugend, Gernot Lutz, gefragt, ob ich mittrainieren darf. Direkt nach dem ersten Training wollte er, dass ich den Aufnahmeantrag unterschreibe. Drei Monate später bin ich mit der Hessenauswahl zum Länderpokalturnier nach Duisburg gefahren und nochmal einen Monat später habe ich das erste Länderspiel für Deutschlands U15 gegen Irland gemacht. Der Fußball hat mir extrem die Integration in der neuen Umgebung erleichtert und viel Anerkennung beschert.

Also war klar, dass du hier in Deutschland als Fußballer durchstarten wolltest?
Ja, ich wollte immer Fußballer werden. Mein Vater war in Polen auch schon Profi. Mir war immer klar, dass ich das werden will und auch werde. Ich war da immer sehr zielstrebig und von meinen eigenen Fähigkeiten überzeugt.

Dein erster Wechsel weg von der Eintracht fand dann schon in der Jugend statt. Warum bist du damals nach Stuttgart gegangen?
Dem VfB Stuttgart ist es damals gelungen, mich relativ leicht von der Eintracht abzuwerben, da man sich mit meiner persönlichen und privaten Situation auseinandergesetzt hat. Meine Familie und ich hatten, wie gesagt, zu dem Zeitpunkt noch keine Wohnung, wir wohnten zu viert in einem Übergangslager in Frankfurt Griesheim auf etwa 25 qm. Die Stuttgarter haben jemanden hierher geschickt und dann war schnell alles geregelt.  Mein Papa hat in Stuttgart bei Mercedes einen Job bekommen, wir eine schöne Wohnung in der Nähe und ich als 14-Jähriger sogar schon den ersten kleinen Vertrag.

Kannst du im Nachhinein erklären, was im Sommer 2001 los war? Nach dem Abstieg teilte Sportdirektor Rausch sieben Spielern mit, dass sie sich einen neuen Verein suchen sollen. Neben Horst Heldt, Alexander Kutschera und Torsten Kracht standest auch du auf der Abschussliste. Ging es vornehmlich um einzusparende Gehälter oder gab es auch sportliche Gründe?
Die Gründe für das ganze Durcheinander 2001 kennt man bis heute nicht so genau. Die ganze Geschichte hat die Eintracht eigentlich nur unheimlich viel Geld gekostet. Das war echt verrückt und ich wollte auch nicht weg. Ich hatte noch zwei Jahre Vertrag. Aber die Verantwortlichen um Friedel Rausch sagten meinem Berater, dass sie nicht mit mir planen. Ein persönliches Gespräch, das ich sowohl mit Rausch als auch mit dem damaligen Trainer Andermatt gesucht habe, wurde von beiden strikt abgelehnt. Das war für mich ein Schock, da ich wusste, dass ich aufgrund von vielen Verletzungen keine gute Saison gespielt habe und niemals einen vergleichbaren Verein finden würde. Ich war mir aber sicher, dass wenn ich das aussitze, ich Rausch und Andermatt überleben werde. Aber, wie das halt so ist, gab es mega Druck und dann hat Frankfurt mir ein Angebot gemacht, das ich bis zum heutigen Tage nicht nachvollziehen kann: Mir wurde der Vertrag mehr oder weniger komplett ausgezahlt und ich konnte ablösefrei gehen. Das war eigentlich total Banane.

Auch dein Wechsel im Sommer 1999 zu Kaiserslautern hatte eine etwas merkwürdige Anmutung. Was lief da damals hinter den Kulissen eigentlich genau ab?
Das waren generell verrückte Zeiten. Nach dem Klassenerhalt 1999 konnte ich mich mit der Eintracht bei der Aushandlung meines neuen Vertrages nicht einigen. Wir lagen gar nicht mal so weit auseinander, aber ich bin dann ablösefrei nach Kaiserslautern gewechselt, wo sich ein gewisser Otto Rehhagel um mich extrem bemüht hat. Herr Rehhagel war damals der Trainer in der Bundesliga und Kaiserslautern ein Spitzenteam mit höchsten Ansprüchen. Ich sollte den zu Leverkusen wechselnden Michael Ballack ersetzen und war total beeindruckt. Kurz vor Saisonbeginn verpflichtete man allerdings noch den Weltmeister Youri Djorkaeff für die gleiche Position, sodass für mich ein Platz auf der Bank und nur Kurzeinsätze blieben. Ein halbes Jahr später holte die Eintracht mich im Winter zurück und zahlte 2,8 Millionen Mark (ca. 1,43 Millionen Euro, Anm. der Redaktion) an Kaiserslautern. Wirtschaftlich gesehen war das sicherlich verrückt. Aber sportlich gesehen ist es aufgegangen. Im Winter war die Eintracht noch abgeschlagen auf einem Abstiegsplatz, in der Rückrunde haben wir dann unter Felix Magath eine sensationelle Punktausbeute erreicht und trotz eines zusätzlichen Zweipunkteabzugs noch den Klassenerhalt geschafft. Da ich auch einige sehr wichtige Tore geschossen habe, hat sich die Investition im Winter unter dem Strich für die Eintracht trotz der Vorgeschichte gelohnt.

Du wurdest im schlesischen Gliwice geboren, ebenso wie Lukas Podolski. Kennt ihr euch?
Ja, das stimmt und wir kennen uns. Lukas Podolski ist auch noch regelmäßig dort. Er ist eigentlich im Herzen mehr Pole als Deutscher und engagiert sich sehr in seiner alten Heimat. Das ist sowieso eine Ecke, wo viele gute Kicker herkommen. Sebastian Boenisch ist auch von dort. Und, das wissen die wenigsten: Mike Hanke kommt auch daher. Miroslav Klose kommt ebenfalls von um die Ecke.

 

Wie sieht deine persönliche Zukunft aus?
Nach dem Verkauf meines Unternehmens Ende vergangenen Jahres bin ich derzeit viel unterwegs, auch international. Ich pflege und erweitere stetig mein Netzwerk, das ich auf den vielen Stationen und in zahlreichen Ländern aufgebaut habe. Früher oder später möchte ich im Management eines Fußballklubs arbeiten und meine Erfahrung aus der Führung eines Unternehmens in der freien Wirtschaft, sowie mein sportliches Know-how einbringen. Es muss aber vom Team her passen, denn die Zeiten der Alleinherrscher und Patriarchen gehören im Fußball der Vergangenheit an.